"Mr. & Mrs. Smith": Spione wie wir (2024)

"Mr. & Mrs. Smith" ist eine Agentenserie, in der es nicht um die Missionen geht. Das Remake der berühmten Brangelina-Komödie feiert die Beziehung eines Allerweltpärchens.

Eine Rezension von Matthias Kalle

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Das österreichische Universalgenie Josef Hader stellteeinst folgende These auf: "Alle Dinge, die es gibt, gibt es auch in gut."Hader, der Schlaumeier, wusste natürlich, dass es unmöglich ist, diese These inGänze zu belegen, aber mit Blick auf Mr. & Mrs. Smith ist siekorrekt. Die Serie, die jetzt bei Prime Video zu sehen ist, dem Streamingdienstvon Amazon, basiert auf einem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2005 – und sieist gut, im Gegensatz zur Vorlage. Wüsste man es nicht besser, müsste man alsoglauben: Donald Glover, Star-Wars-Star und Erfinder der Hip-Hop-SerieAtlanta,hat das Projekt gemeinsam mit Francesca Sloane konzipiert, um Haders These zubestätigen.

Der damalige Film war eine Actionklamotte, die an TrueLies erinnerte, also jenen sehr guten Film von 1994, der im vergangenenJahr ein unglückliches Serien-Reboot erhielt und damit ebenfalls alsBestätigung der Hader-These funktioniert. Jedenfalls: Angelina Jolie und BradPitt spielten in der Kinofassung von Mr. & Mrs. Smith ein Paar, dasnach sechs Jahren Ehe in einer Krise steckt. Dann stellen sie fest, dass der jeweilsandere ein Auftragskiller im Dienste einer dubiosen Organisation ist, versuchenzunächst, sich gegenseitig zu töten, machen dann aber doch lieber gemeinsameSache. Nach den Dreharbeiten ging es für Jolie und Pitt weiter: Sie verliebtensich, heirateten, wurden Brangelina und trennten sich 2016 auf so unschöneWeise, dass sie rückblickend vielleicht wünschten, es hätte Mr. & Mrs.Smith nie gegeben.

Soll uns aber egal sein. Wir haben jetzt dieSerienversion, die wenig gemeinsam hat mit dem Film. Es beginnt damit, dasszunächst eine Frau und dann ein Mann, die sich nicht kennen, vor einemComputermonitor sitzen und Fragen beantworten, eine Art Prüfung absolvieren.Beide bestehen, ziehen gemeinsam in ein Haus in New York und werden dieEheleute John und Jane Smith, die offiziell irgendwas mit Software machen,tatsächlich aber Spione sind für eine Organisation, von der sie nichts wissen,außer dass sich ihr Auftraggeber im Chat immer mit "hihi" meldet. "Hihi"schickt die beiden auf Missionen, so lange, bis sie dreimal versagen, dannsollen sie raus sein, so stünde es ungefähr im Arbeitsvertrag, wenn es einengäbe.

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Vordergründig geht es in der Serie darum, wie Mr. undMrs. Smith ihre Missionen erledigen, tatsächlich geht es aber um ihre Beziehungzueinander. Unter dieser Voraussetzung wird die Show zum großen Vergnügen. Gloverspielt John und Maya Erskine Jane Smith, und obwohl man Klischeebegriffe wieChemie nicht überstrapazieren will, ist sie zwischen diesen beiden Akteurenperfekt, sichtbar, fast greifbar. Beinahe vergisst man beim Blick auf dasZusammenspiel, die misstrauische Annäherung und niemals holzschnittartigeHerausarbeitung ihrer Differenzen, dass die Serie auch eineGeheimagenten-Geschichte erzählt. In jeder Folge geht es um eine Mission, dabeisteigt der Actionanteil mit fortlaufender Seriendauer.

In der ersten Folge steht das Kennenlernen derarrangierten Eheleute im Mittelpunkt, sie sollen außerdem eine Frau verfolgen,ihr ein Paket abluchsen und dieses in einem Haus abliefern. Während derVerfolgung aber reden John und Jane ununterbrochen miteinander, es geht hin undher, Sympathie, Misstrauen, Distanz, Zuneigung. Das ist toll geschrieben undnoch besser gespielt, so sehr, dass die Mission in den Hintergrund rückt – bisman versteht, dass die eigentliche Mission der Folge darin besteht, die Figurenmiteinander und mit dem Publikum vertraut zu machen.

Die aufblühende Beziehung zwischen Jane und John trägt Mr.& Mrs. Smith, wobei auch die gemeinsame Arbeit ihre Reize hat. Ein Auftrag spielt in den Dolomiten, einanderer am Comer See, und im Hintergrund läuft die Musik aus Ocean's Twelve,einem Film, der in Teilen ebenfalls dort spielte. Es gibt außerdem wunderbare,verschwenderisch eingesetzte Gastauftritte von John Turturro (Severance),Paul Dano (Escape at Dannemora), Parker Posey (Lost in Space), WagnerMoura (Narcos), Sarah Paulson (The Bear), Michaela Coel (I MayDestroy You) und Ron Perlman (Poker Face) – als wollte sich dasambitionierte Serienfernsehen der letzten Jahre mit Mr. & Mrs. Smith selbstfeiern.

Die Smiths, auch das wird im Verlauf der Serie deutlich, gehörennicht zur Speerspitze des Agentenberufs. Gelegentlich deutet Mr. & Mrs.Smith an, dass die Figuren von anderen Organisationen bereits für untauglicherklärt worden waren, und es bleibt ein Rätsel, auch für sie selbst, warum sienun von "hihi" engagiert wurden. Ständig geht etwas schief, mitunterstolpern die beiden durch ihre Missionen. Mr. & Mrs. Smith machtdaraus aber niemals Klamauk: Geheimagent ist eben ein schwieriger Beruf.

Zufällig treffen John und Jane einmal auf ein Paar mitidentischen Vor- und Nachnamen. Man isst zusammen, trinkt ein paar Gläser Wein,und die anderen Mr. und Mrs. Smith, schon länger als Agenten dabei, erzählenvon ihrer Arbeit. Vollkommen grotesk und gleichzeitig normal ist diese Szene, inder sich einfach vier Kollegen über ihren Job unterhalten. Spätestens damitleuchtet einem ein, warum diese Serie funktioniert: Mr. & Mrs. Smith sindSpione wie wir. Nur eben in gut.

Die acht Folgen von "Mr. & Mrs. Smith" sindbei Prime Video verfügbar.

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